VDI 2569: Schallschutz und akustische Gestaltung in Büros

Inhalt

Um was geht es in der VDI 2569 und für wen ist sie relevant?

Die VDI 2569 betrachtet Büroräume bezüglich der Bau- und Raumakustik. Neben Einzelbüros fallen auch kleine und große Mehrpersonenbüros unter den Schirm der Norm. Aus diesem Grund ist die Norm besonders für Architekten, Innenarchitekten, Büroplaner und Raumakustiker relevant. Diese sollten sich bei Ihren Planungen an den Anforderungen der VDI 2569 orientieren.

Die Norm verweist zudem auch auf die DIN 18041, wodurch die VDI 2569 eher als eine Unternorm dieser zu sehen ist. Des Weiteren stellt die Norm nicht nur Anforderungen an die Nachhallzeit, sondern liefert auch Ansätze für die Sprachverständlichkeit.

Welche Räumlichkeiten sind von der VDI 2569 betroffen?

Wie bereits erwähnt gilt die VDI 2569 ausschließlich für Büroflächen aller Art. Darunter zählen u. a. Einzelbüros, Zweipersonenbüros, kleine und große Mehrpersonenbüros und die klassischen (offenen) Großraumbüros.

Die Richtlinie stellt für die Bewertung der Raumakustik in Büros drei verschiedene Klassen zur Verfügung:

1. Raumakustikklasse A: Hohe Erwartungen an die Raumakustik. Optimale Raumakustische Bedingungen mit sehr guter Sprachverständlichkeit in Einzelbüros.

2. Raumakustikklasse B: Mittlere Erwartungen an die Raumakustik. Gute raumakustische Bedingungen, die lediglich in ungünstigen Umständen (z. B. beim Telefonieren) zu erhöhter Höranstrengung aufgrund schlechterer Sprachverständlichkeit kommen.

3. Raumakustikklasse C: Geringe Erwartungen an die Raumakustik. Befriedigende raumakustische Bedingungen, die jedoch im Falle von Telefonaten und Besprechungen als zu gering wahrgenommen werden können und zu Beschwerden durch die Nutzer führen können.

Obwohl die Zuordnung zu den Klassen nicht direkt vorgegeben ist, sollte diese auf Basis der Anforderungen an die Räumlichkeit und in Rücksprache mit den Nutzern getroffen werden. So wird möglichen späteren Beschwerden vorgebeugt und eine reibungslose Planung ermöglicht.

Die VDI 2569 unterscheidet zudem in den jeweiligen Bürogrößen:

Einordnung von Räumen VDI 2569

In der VDI 2569 erläuterte raumakustische Begriffe

In dieser vereinfachten Erläuterung der VDI 2569 finden sich ein paar Begrifflichkeiten, die in der Norm erklärt werden und die Ihnen vielleicht noch nicht geläufig sind. Darunter folgende Begriffe:

· Ablenkungsabstand: Der Ablenkungsabstand beschreibt, wie es der Name sagt, den Abstand in Meter, den ein Empfänger vom Sprecher entfernt sein muss, um nicht mehr von seiner Sprache abgelenkt zu werden. Um das zu quantifizieren, wurde der Punkt als Ablenkungsabstand festgelegt, bei dem der Speech-Transmission-Index (STI) unter 0,5 abfällt.

· Sprachverständlichkeit: Sie beschreibt die Verteilung des Schalls im Raum. Bei hoher Sprachverständlichkeit können Personen das Gesprochene auch aus größerer Distanz noch klar verstehen. Die Sprachverständlichkeit wird auf einer Skala von 0 (niedrig) bis 1 (hoch) abgebildet.

· Räumliche Abklingrate der Sprache (D2,S): Die räumliche Abklingrate angegeben in dB bildet die Rate des räumlich abklingenden Schalls je Abstandsverdopplung ab.

In unserem Akustikglossar können Sie weitere Begrifflichkeiten wie diese finden.

Ausreichende Diffusität als Kriterium

Wie teilweise auch in anderen Regelwerken weist die VDI 2569 explizit darauf hin, dass in den Räumen ausreichende Diffusität, also Schallverteilung, sicherzustellen ist. Neben schallabsorbierenden Flächen sollten auch schallstreuende oder schallreflektierende Flächen in den Raum mit eingebracht werden, sonst kann die Akustik im Raum unberechenbar werden.

Meist wird allein durch eine Möblierung des Raumes mit Tischen, Stühlen, Monitoren, Sideboards und anderem eine ausreichende Diffusität erreicht. Vor allem in Räumen mit sehr wenig Einrichtung ist jedoch eine ausreichende Diffusität nicht immer gegeben und muss aktiv hergestellt werden.

In solchen Fällen sollte ein Experte hinzugezogen werden, da die Diffusität auch von vielen Verfahren zur Berechnung der Nachhallzeit (z. B. Sabinesche Formel) vorausgesetzt wird.

Thematisierung von Sound Masking in der VDI 2569

Im Gegensatz zur DIN-Norm thematisiert die VDI 2569 das Thema Sound Masking und widmet der Thematik sogar einen Anhang. Sound Masking ist umstritten, da es jeweils Vertreter gibt, die entweder für oder gegen den Einsatz von Sound Masking sind. In der ASR A3.7 wird das Thema z. B. äußerst kritisch beäugt, viele interpretieren die Aussagen der ASR sogar als ein Verbot von Sound Masking in Arbeitsstätten.

Die VDI 2569 ist dem Thema etwas milder entgegen gestellt und betont sogar die Vorteile von Sound Masking, zumindest, sofern die zulässigen Schalldruckpegel nicht überschritten werden. Zudem legt das Regelwerk den Einsatz auch nur in Kombination mit bau- und raumakustischen Maßnahmen nahe.

Laut des Werkes ist es jedoch nur äußerst selten möglich, einen Ablenkungsabstand unter 5 Meter zu realisieren, selbst mit sehr guter akustischer Gestaltung mittels Zonierung und Abschirmung. Deshalb kann es laut VDI 2569 Sinn ergeben, sich mit dem Einsatz von Maskierungssystemen auseinanderzusetzen.

Anforderungen an die Nachhallzeit nach VDI 2569

Die VDI 2569 unterscheidet für die Anforderungen an die Nachhallzeit wie bereits erwähnt in Raumarten (Einzelbüro, kleines Mehrpersonenbüro und großes Mehrpersonenbüro) und in Raumakustikklassen (A bis C). Die höchsten Anforderungen werden dabei an die Klasse A gestellt. Zudem sind die Anforderungen an kleine Mehrpersonenbüros bezüglich der Nachhallzeit am strengsten.

Folgend werden die jeweiligen Anforderungen für die jeweiligen Raumarten dargestellt.

Anforderungen an Ein- und Zweipersonenbüros

VDI 2569 Anforderungen Nachhallzeit Ein- und Zweipersonenbüros

Die genauen Anforderungen für Ihr Projekt können Sie über unseren Normenrechner berechnen.

Anforderungen an kleine Mehrpersonenbüros

VDI 2569 Anforderungen Nachhallzeit kleine Mehrpersonenbüros

Die genauen Anforderungen für Ihr Projekt können Sie über unseren Normenrechner berechnen.

Anforderungen an große Mehrpersonenbüros

VDI 2569 Anforderungen Nachhallzeit große Mehrpersonenbüros

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Besonderheiten der VDI 2569

Die VDI 2569 bringt im Vergleich zu den anderen beiden in Deutschland gültigen Werken ein paar Besonderheiten mit sich.

Zum einen thematisiert sie die Sprachverständlichkeit, betont deren Wichtigkeit in der akustischen Untersuchung von Räumen und liefert Ansätze für mögliche Handlungen bezüglich der Sprachverständlichkeit.

Weiter lässt sie im Gegensatz zur DIN 18041 Raumgruppe A keine Berücksichtigung der Personenbelegung zu und behandelt auch die Frequenzen unterschiedlich. In der DIN 18041 werden in Gruppe A beispielsweise die Frequenzen von 125 bis 4000 Hz betrachtet, in Gruppe B und der ASR A3.7 nur die Frequenzen von 250 bis 2000 Hz. Die VDI 2569 zieht zwar den ganzen Frequenzbereich von 125 bis 4000 Hz heran, lässt aber für die Frequenz von 125 Hz jeweils höhere Nachhallzeiten zu als für die restlichen Frequenzen.

Um mögliche Maßnahmen zur Verbesserung zu vergleichen und zu evaluieren, wurde ein 3D-Modell gebaut, dass das Großraumbüro nachbildet. In den Grafiken unten sehen Sie jeweils den Nutzen der einzelnen Maßnahmen. Der Vorhang hat dabei die stärkste Wirkung, die Tischabsorber die zweitstärkste und die Abschirmung wirkt am schwächsten von allen drei Maßnahmen. Auf dieser Basis ließ sich nun entscheiden, welche Maßnahmen genau umgesetzt werden.

Häufig gestellte Fragen zur VDI 2569 (FAQ)

Wie ist die VDI 2569 im Vergleich zur DIN 18041 zu bewerten?

Die VDI 2569 verweist explizit auf die DIN-Norm 18041 „Hörsamkeit in Räumen“, wodurch die DIN 18041 als bedeutenderes Werk für die Raumakustik anzusehen ist als die VDI 2569 selbst. Jedoch heißt dies nicht, dass die VDI 2569 keine Relevanz bezüglich der Anforderungen an die Akustik hat. Ihre Anforderungen sollten in Untersuchungen genauso eine Rolle spielen.

Welche Anforderungen stellt die VDI 2569 an die Nachhallzeit?

Die VDI 2569 setzt je nach Raum (Einzelbüro, kleines Mehrpersonenbüro oder großes Mehrpersonenbüro) verschiedene Anforderungen an die Nachhallzeit. Da diese Anforderungen auch nochmal je nach zugeordneter Klasse (A bis C) unterschiedlich sind, variieren die empfohlenen Nachhallzeiten recht stark in einem Bereich von 0,4 s bis 1,0 s.

In welchen Anwendungsbereichen ist eine Umsetzung nach VDI 2569 verpflichtend?

Die Referenzwerte der VDI 2569 sind zwar lediglich Empfehlungen, können jedoch ggf. als „aktueller Stand der Technik“ angesehen werden und so Arbeitsschutz- bzw. Versicherungsschutzrechtlich relevant werden. Um dem vorzubeugen, sollten die Empfehlungen der VDI 2569, zumindest in einer niedrigen Klasse, eingehalten werden.

Wie erwäge ich, welche Normen für mein Projekt relevant sind?

Zu Beginn sollten Sie feststellen, welcher Art Ihre Räumlichkeiten zuzuordnen sind. Hierbei gilt in der ersten Ebene eine grobe Zuordnung (Büro, Produktionshalle, Restaurant, Aufenthaltsbereich etc.) und im zweiten Schritt dann eine detailliertere Zuordnung (Einzelbüro, kleines Mehrpersonenbüro oder großes Mehrpersonenbüro).

Für eine exakte Einordnung sollte Ihnen zudem der Tätigkeitsbereich der Mitarbeiter bekannt sein. Mit diesen Informationen können Sie erwägen, welche Normen und Anforderungen für Ihr Projekt relevant sind. Sie können hierzu auch unseren Normenrechner verwenden.

Ist die Sprachverständlichkeit in der Richtlinie thematisiert?

Ja, im Gegensatz zur DIN 18041 thematisiert die VDI 2569 das Thema der Sprachverständlichkeit, was aufgrund des starken Fokus der Norm u. a. auf Mehrpersonenbüros sehr sinnvoll ist. Neben Sound Masking werden jedoch wenige Möglichkeiten und Empfehlungen zur Senkung der Sprachverständlichkeit empfohlen.

Gibt es neben einer Einbringung von weiteren absorbierenden Gegenständen die Möglichkeit, die Anforderungen einzuhalten?

Um eine Nichteinhaltung der Norm hin zu einer Einhaltung zu bringen, ist es generell nötig, schallabsorbierende Flächen in den Raum einzubringen. Am naheliegendsten und einfachsten ist es oft, dies mit Akustikprodukten zu tun. Alternativ können jedoch auch andere Einrichtungsgegenstände helfen, die Nachhallzeit zu senken. Dies sollte jedoch genau untersucht werden, um eine verlässliche Aussage treffen zu können.

Das vollständige Werk lässt sich u. a. hier über die Seite des Vereins Deutscher Ingenieure e. V. erwerben. Dieser Artikel ist lediglich eine unvollständige Zusammenfassung der Norm.

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