Die DIN 18041 (2016:03) im Detail: Alles, was Sie wissen müssen

Inhalt

Was ist die DIN 18041 und für wen ist sie von Bedeutung?

Die DIN 18041 ist eine deutsche Norm und beschäftigt sich, wie ihr Titel sagt, mit der Hörsamkeit in Räumen. Hauptthema des Regelwerkes ist die Raumakustik in gewerblichen Flächen.

Sie liefert dabei konkrete Anforderungen, Empfehlungen und Hinweise für (Innen-) Architekten, Bauphysiker und andere Planer. Die DIN 18041 kommt in sämtlichen Neubau-/, Renovierungs-/ und Sanierungsprojekten zum Einsatz und liefert verlässliche Anforderungswerte für unterschiedliche raumakustische Parameter

Für welche Räumlichkeiten gilt die DIN 18041?

Hauptthema ist die Raumakustik in gewerblichen Flächen, die Norm lässt sich aber auch für Wohnräume oder vergleichbare Einsatzgebiete anwenden. Auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder vergleichbare Räumlichkeiten fallen unter den Schirm der DIN 18041. Die Norm gilt jedoch nur für Räume mit einem gesamten Raumvolumen von 5.000 m³, bei Sport- und Schwimmhallen bis zu einem Raumvolumen von 30.000 m³.

Die DIN 18041 unterscheidet in Ihrer Natur zwei Arten von Räumen:

Räume der Gruppe A:

Räume der Gruppe A DIN 18041

Räume der Gruppe B:

Räume der Gruppe B DIN 18041

Auch wenn die Norm Räume mit speziellen Anforderungen an die Raumakustik, wie Konzertsäle, Theater, Sakralräumlichkeiten, Kinos und auch Räume zur speziellen Aufnahme von Musik und Sprache (Tonstudios, Regieräume, etc.) nicht behandelt, lässt sich die Norm auch für diese Räume und auch für Räume mit größerem Raumvolumen als 5.000 m³ sinngemäß anwenden (jedoch nur bis 30.000 m³).

Wichtige Begrifflichkeiten der DIN 18041

Die DIN 18041 und auch diese vereinfachte Erläuterung enthalten ein paar Fachbegriffe, die im Folgenden jeweils kurz und knapperläutert werden sollen:

  •       Hörsamkeit: Sie beschreibt die Eignung einer Räumlichkeit für gewisse Schalldarbietungen, darunter angemessene sprachliche Kommunikation, Sprachdarbietungen, aber auch musikalische Unterhaltung.
  •       Sprachverständlichkeit: Sie beschreibt die Verteilung des Schalls im Raum. Bei hoher Sprachverständlichkeit können Personen das Gesprochene auch aus größerer Distanz noch klar verstehen.
  •       Schallabsorption: Sie beschreibt, wie viel Prozent des auftreffenden Schalls von einem Material, einer Fläche oder einem Raum absorbiert und nicht mehr reflektiert wird.
  •       Nachhallzeit: Sie beschreibt die Zeit nach dem Aussenden, die ein Schallereignis braucht, um ganz oder auf eine bestimmte Lautstärke abzuklingen.
  •       Äquivalente Schallabsorptionsfläche: Sie bezeichnet, wie viel Fläche eines mit einem Schallabsorptionsgrad von 1 (100 % Absorption) man benötigen würde, um eine genauso hohe Absorptionswirkung wie die des Objektes zu erhalten.

Sie finden noch weitere Begrifflichkeiten und auch noch weitere ausführlichere Erläuterungen dieser Begriffe in unserem Akustikglossar.

Besonderheiten und Unterschiede von Gruppe A und B der DIN 18041

Während in den Räumen der Gruppe A für die Anforderungen an die Nachhallzeit das Frequenzband von 125 bis 4.000 Hz betrachtet wird, ist für die Räume der Gruppe B nur das Frequenzband von 250 bis 2.000 Hz relevant.

Die DIN 18041 lässt für Raumgruppe A lässt im Gegensatz zu Raumgruppe B einen Toleranzbereich zum Anforderungswert von 20 % nach oben und unten zu. Zudem erlaubt sie auch nur für die Räume der Gruppe A eine Personenbelegung von 80 %, die die Nachhallzeit oft nochmal signifikant senken kann.

Methoden zur Feststellung und Optimierung der Nachhallzeit nach DIN 18041

Zur Feststellung, ob bestimmte Räume die DIN 18041 einhalten, gibt es verschiedene Methoden, die je nach Stand des Projekts zum Einsatz kommen können. Die gängigste und einfachste Methode zur Feststellung des Ist-Zustands (Einhaltung oder Verfehlung, wenn ja wie groß?) bei Gebäuden im Bestand ist die Messung der raumakustischen Parameter wie Nachhallzeit, Sprachverständlichkeit und anderen.

Wenn eine Messung nur erschwert möglich ist, kann auch eine 3D-Simulation für die Ermittlung des Ist-Zustands genutzt werden. Diese muss jedoch sehr professionell durchgeführt werden, da diese Methode großen Raum für Fehler bietet. Um dann bei einer Nicht-Einhaltung mögliche Maßnahmen zu evaluieren ist die 3D-Simulation die beste Methode, da sie es ermöglicht, verschiedene Maßnahmen bezüglich deren Wirksamkeit zu vergleichen und dadurch auch wirtschaftliche und praktikable Entscheidungen zu treffen.

Durch die Simulation lässt sich zudem eine Über- und Unterdimensionierung mit den Maßnahmen verhindern, da sich durch Auralisation und Parameter der zu erwartende Zustand sehr gut vorhersagen lässt.

Praxisbeispiel: Überprüfung und Optimierung eines Großraumbüros auf DIN 18041

Zur Veranschaulichung führen wir Ihnen hier ein konkretes Praxisbeispiel vor: In einem Großraumbüro fühlten sich Mitarbeiter gestört und konnten nicht konzentriert arbeiten. Durch eine Messung stellte sich heraus, dass die Anforderungs- bzw. Empfehlungswerte der DIN 18041 signifikant überschritten wurden.

Um mögliche Maßnahmen zur Verbesserung zu vergleichen und zu evaluieren, wurde ein 3D-Modell gebaut, dass das Großraumbüro nachbildet. In den Grafiken unten sehen Sie jeweils den Nutzen der einzelnen Maßnahmen. Der Vorhang hat dabei die stärkste Wirkung, die Tischabsorber die zweitstärkste und die Abschirmung wirkt am schwächsten von allen drei Maßnahmen. Auf dieser Basis ließ sich nun entscheiden, welche Maßnahmen genau umgesetzt werden.

Akustikvergleich Trennwand Raumakustik
Akustikvergleich Tischabsorber Raumakustik
Akustikvergleich Vorhänge Raumakustik

Anforderungen an die Nachhallzeit nach DIN 18041

Die DIN 18041 liefert konkrete Anforderungen bzw. Empfehlungen an die Nachhallzeit. Diese basieren auf Raumvolumen, Raumgruppe und Nutzungsart. Sie lassen sich mit folgenden Formeln berechnen. Für Räume der Gruppe A erhalten Sie direkt einen Nachhallzeitwert, für Räume der Raumgruppe B erstmal nur einen Wert für die äquivalente Schallabsorptionsfläche. Diesen können Sie jedoch mit folgender Formel in eine Nachhallzeit umrechnen:

Anforderungen an Räume der Gruppe A:

DIN 18041 Anforderungen Raumgruppe A

Die genauen Anforderungen für Ihr Projekt können Sie über unseren Normenrechner berechnen.

Anforderungen an Räume der Gruppe B:

DIN 18041 Anforderungen Raumgruppe B

Die genauen Anforderungen für Ihr Projekt können Sie über unseren Normenrechner berechnen.

Anordnung von Absorberflächen nach DIN 18041

Die Anordnung von Absorberflächen ist besonders in Räumen mit Sprach- und Musikdarbietungen (Vorträge, Unterricht, Gesang, Aufführung, etc.) von Relevanz. In diesen Räumlichkeiten ist neben einer Absorption des Schalls auch eine Leitung des Schalls für eine möglichst gute Sprachverständlichkeit wichtig. In den folgenden Grafiken finden Sie einige Ansichten, die die Anordnung in solchen Räumen in günstig und ungünstig (bzgl. der Raumakustik) bezeichnen.

Positionierung Absorberflächen DIN 18041
Grafik 2: Darstellung ungünstiger Absorberanordnung (ROT) und günstiger Absorberanordnung (GRÜN) nach DIN 18041

Häufig gestellte Fragen zur DIN 18041 (FAQ)

Ist die Norm für (Innen-) Architekten und andere Planer relevant?

Ja, sie ist für (Innen-)Architekten und Planer interessant, sofern diese Projekte im gewerblichen und öffentlichen Bereich betreuen. Für den Wohnungs- und Hausbereich ist sie nur sehr bedingt relevant, kann aber durchaus als Referenz herangezogen werden.

Welche Anforderung hat die DIN 18041 an die Nachhallzeit?

Da die Anforderungen der DIN 18041 abhängig vom Raumvolumen, der Raumgruppe und der Nutzungsart sind, lässt sich das pauschal nicht sagen, durch die Berechnung mit der passenden Formel (wie oben aufgeführt) lässt sich jedoch schnell und unkompliziert der passende Anforderungswert berechnen.

Ist die DIN 18041 verpflichtend umzusetzen?

Die DIN 18041 ist eine deutsche Norm und im Gegensatz zu anderen Richtlinien wie der Arbeitsstättenrichtlinie ‚ASR A 3.7‘ nicht immer verpflichtend umzusetzen. Oft gibt es jedoch vertragliche Bestimmungen z. B. mit dem Nutzer, die eine Umsetzung der Raumakustik auf Basis der DIN 18041 vorgeben. Auch wenn es in Ihrem Projekt nicht verpflichtend ist, sollten Sie die Norm trotzdem berücksichtigen, um gute Bedingungen im Gebäude zu ermöglichen.

Wer hilft mir dabei, die DIN 18041 in meinem Projekt einzuhalten?

Viele Bauphysikbüros oder spezialisierte Raumakustikbüros wie das unsere können Ihnen, die DIN 18041 in Ihrem Projekt zu berücksichtigen. Um auf der sicheren Seite, auch bei Haftungsfällen zu sein, ergibt es durchaus Sinn, einen Spezialisten für die Thematik hinzuzuziehen.

Sollte eine Nachhallzeit immer so gering wie möglich sein?

Nein, eine zu niedrige Nachhallzeit kann auch einige Probleme mit sich bringen. Im Optimalfall sollte sich die Nachhallzeit knapp unter dem jeweiligen Anforderungs- und Empfehlungswert liegen, um eine Überdämpfung zu vermeiden und trotzdem gute Bedingungen zu liefern.

Was hat sich im Vergleich zur Vorgängerversion (DIN 18041:2004-05) geändert?

Ein Hauptänderungspunkt zur Vorgängerversion war die Einbringung der Inklusion in die Norm. Es werden nun in den verschiedenen Raumgruppen auch Personen betrachtet, die aufgrund einer Behinderung oder vergleichbaren auf eine erhöhte Hörsamkeit angewiesen sind. Ein weiterer Änderungsfaktor war die Aktualisierung verschiedener Bestandteile, wobei vor allem die Änderungen im Bereich der elektroakustischen Anlagen eine Hauptrolle spielten.

Die vollständige Norm lässt sich u. a. hier über die Seite des Beuth Verlags erwerben. Dieser Artikel ist lediglich eine unvollständige Zusammenfassung der Norm.

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